Prof. Dr. Alfred Nordmann

Biografie

Nach Magister und Promotion in Hamburg (1981 und 1986) und nach langem Aufenthalt an der University of South Carolina, USA, lehrt Alfred Nordmann seit 2002 Philosophie und Geschichte der Wissenschaften und Technowissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt. Mit der University of South Carolina ist er weiterhin assoziiert.

Sein wissenschaftshistorisches Interesse gilt der Entstehung neuer Disziplinen, etwa der Elektrizitätstheorie und Chemie im 18. Jahrhundert, der Mechanik, Evolutionsbiologie und Soziologie im 19. Jahrhundert, der Pflegewissenschaft und Nanoforschung im 20. Jahrhundert. Dabei geht es vor allem um die Herausbildung spezifischer Wissens- und Objektivitätsbegriffe. Besonders intensiv ist hierbei die Beschäftigung mit den gleichermaßen wissenschaftlichen und philosophischen Ansätzen von Georg Christoph Lichtenberg, Antoine Lavoisier, Joseph Priestley, Charles Darwin, William Bateson, Heinrich Hertz und Herbert Gleiter. Sein wissenschaftsphilosophisches und erkenntniskritisches Interesse bezieht sich auf die Traditionslinie, die von Immanuel Kant über Heinrich Hertz zu Ludwig Wittgenstein führt und durch die Modelle, Bildgebungsverfahren und Simulationen der heutigen Forschungspraxis problematisiert wird.

Seit 2000 befasst sich Nordmann mit wissenschaftsphilosophischen und gesellschaftlichen Aspekten der Nanowissenschaften, konvergierenden Schlüsseltechnologien und der Synthetischen Biologie. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach einer Philosophie der Technowissenschaften. Während die Wissenschaftsphilosophie die Möglichkeit der Übereinstimmung von Theorie und Wirklichkeit erkundet, geht es einer Technowissenschaftsphilosophie um die technische Aneignung und den materiellen Nachweis eines objektiven Wissens um Wirkzusammenhänge.

Was die klassische Wissenschaftsphilosophie für die Fragen nach dem Verhältnis von Geist und Welt, Theorie und Wirklichkeit leistet, soll eine allgemeine Technowissenschaftsphilosophie für Fragen der Komposition leisten, also die wirksame Zusammenfügung der Dinge in einem Experimentalsystem, Apparat oder Werk. Mit einer Epistemologie des Werkwissens werden Technik- und Wissenschaftsphilosophie zusammengeführt.

Mit Davis Baird initiierte er die erste von der US-amerikanischen National Science Foundation geförderte Arbeitsgruppe zu philosophischen und gesellschaftlichen Dimensionen der Nanotechnologie. Er diente als Berichterstatter der EU Expertengruppe Converging Technologies – Shaping the Future of European Societies (wird in neuem Tab geöffnet) (2004). Von 2003 bis 2009 war er Vorsitzender der Georg Christoph Lichtenberg-Gesellschaft. Mit Martin Carrier leitete er 2006/2007 die Forschungsgruppe Science in the Context of Application am ZiF der Universität Bielefeld. In Zusammenarbeit mit Astrid Schwarz, Bernadette Bensaude-Vincent und Sacha Loeve betreute er von 2010 bis 2013 das deutsch-französische Projekt Genesis and Ontology of Technoscientific Objects. Seit 2013 ist er Herausgeber der Buchreihe History and Philosophy of Technoscience. Nordmann übernahm 2015 die wissenschaftliche Leitung der Forschungseinrichtung IANUS, die mit den Beiträgen von Wissenschaft und Technik zu Frieden und Konfliktlösungsstrategien befasst ist. Seit 2019 hat sich die IANUS Arbeit auf das zivilgesellschaftliche IANUS-Peacelab verschoben. 2020 erschien die erste Ausgabe der zusammen mit Daria Bylieva verantworteten Zeitschrift Technology and Language.

Siehe auch den ausführlichen Lebenslauf mit Publikationsliste: CV (wird in neuem Tab geöffnet)

Kleinformatiges und hochauflösendes Foto .