Neu an der TU: Professor Carsten Dutt

07.05.2025

Carsten Dutt (m.) mit TU-Kanzler Martin Lommel (li.) und Dekan Prof. Marcus Müller

Die TU Darmstadt begrüßt Carsten Dutt als neuen außerplanmäßigen Professor am Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften . Der 59-jährige Philosoph lehrt am Institut für Philosophie. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der philosophischen Hermeneutik, der vergleichenden Epistemologie der Interpretation, der Theorie und Methodologie der Begriffsgeschichtsschreibung sowie der Philosophie der Kunst und der Geisteswissenschaften.

Carsten Dutt war von 1993 bis 1997 persönlicher Assistent des Philosophen Hans-Georg Gadamer. Es folgten Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Akademischer Rat an der Universität Heidelberg und am Deutschen Literaturarchiv Marbach. 2009 wurde er an die University of Notre Dame in den USA berufen, wo er bis 2020 lehrte. Seit 2022 ist Dutt als Gastprofessor an der TU Darmstadt tätig, seit 2025 nun als außerplanmäßiger Professor. Weitere Gastprofessuren und Fellowships führten ihn unter anderem nach Halle-Wittenberg, Heidelberg, Rom, Berlin und Budapest.

Als wichtigsten wissenschaftlichen Meilenstein nennt Dutt die Gründung der Hans-Georg Gadamer-Gesellschaft für hermeneutische Philosophie im Jahr 2021 sowie des Hans-Georg Gadamer-Forums für philosophische Hermeneutik im Jahr 2024.

Wir haben Professor Dutt zum Start an der TU Darmstadt ein paar Fragen gestellt:

Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? Was ist das Spannende an Ihren Themen?

Spannend wie überdies nützlich ist es, sich Klarheit über die begrifflichen Grundlagen der eigenen Lebens- und Erkenntnispraxis zu verschaffen. Insofern sollten sich Studierende durchaus dafür interessieren, was es eigentlich bedeutet, etwas oder jemanden zu verstehen. Dies durch philosophische Analysen zu erhellen, heißt, die Anforderungsstruktur eines lebens- und erkenntnispraktisch fundamentalen Kompetenzbegriffs herauszuarbeiten, der mit ihm verzahnte Konzepte wie Wahrheit und Wissen normativ gehaltvoll überformt.

An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität großgeschrieben. Wo gibt es in Ihrem Arbeitsfeld Schnittstellen zu anderen Fachgebieten?

Eigentlich zu allen Fachgebieten: Wissen ist gut, Verstehen ist besser – und was diese Maxime sach- und fachspezifisch besagt, sollte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen selbstaufklärungshalber beschäftigen. Einen fächerübergreifenden Workshop zur epistemisch-praktischen Funktion des Verstehensbegriffs in den Natur-, Technik-, Sozial- und Geisteswissenschaften abzuhalten – das fände ich grandios.

In welchen Fachbereich der TU würden Sie gerne mal einen Tag schnuppern? Warum?

Im Fachbereich Architektur, teils aus nostalgischen Gründen – mein früh verstorbener Vater war Architekt –, teils aus Begeisterung für die Sache: Koinzidenzen von Funktionalität und Schönheit in dauernder Form sichtbar, ja überdies begeh- und bewohnbar zu machen, scheint mir eine wunderbare Aufgabe zu sein.

Wenn ich heute Student/in wäre, würde ich …

… versuchen, mich auf althergebrachte und just insoweit unveraltete Weise zu bilden, das heißt: in kognitiver, emotiver und volitiver Hinsicht mehr aus mir zu machen als ein spezialisiert funktionstüchtiges Mitglied der modernen Arbeits- und Erwerbsgesellschaft.

Der beste Ausgleich zu einem stressigen Arbeitstag ist …

Bachs Partiten in der pianistischen Interpretation durch Murray Perahia zu hören.